WM-Teilnehmerin berichtet: "Als Säugling auf der Straße ausgesetzt"
Saalbach-Hinterglemm (Österreich) – Nach ihrem ersten Lauf lag Céline Marti (45) stolze 1:13,58 Minuten hinter der späteren Siegerin Federica Brignone (34) zurück – dennoch strahlte sie im Ziel und feierte, als hätte sie gerade den Weltmeistertitel errungen. Die abenteuerlustige Skiexpertin tritt für Haiti an, da für sie jedes Rennen bei einer alpinen Ski-WM ein besonderes Ereignis darstellt.
"Es erfüllt mich mit großer Freude, hier zu sein und zusammen mit den Top-Athleten zu fahren", erklärte die 45-Jährige, die hauptberuflich als Polizistin tätig ist, nach ihrem Lauf beim Schweizer Blick.
Anschließend teilte sie ihre tief bewegende Lebensgeschichte, die allerhöchste Emotionen weckt.
Marti wurde in Haiti geboren und erst wenige Wochen alt ausgesetzt. "Ich betrachte mich als Überlebende. Als Baby wurde ich auf der Straße gefunden und niemand wusste, ob ich es schaffen würde", berichtete die 45-Jährige.
Im Alter von neun Monaten übernahmen ein Schweizer Ehepaar die Verantwortung für sie und sorgten für ihre Erziehung. Dennoch hat sie ihre haitianischen Wurzeln nie vergessen und ist heute stolz darauf, Haiti zu vertreten: "Ich bin wirklich stolz, für Haiti zu fahren, und freue mich, dass die haitianische Flagge hier zu sehen ist."
Ski-WM: Céline Marti – Ein steiniger Weg zum Erfolg
"Es war nicht immer absehbar, dass ich zu der starken Frau heranwachsen würde, die ich heute bin", unterstrich die 45-Jährige.
Trotz aller Herausforderungen hat Marti, die seit 2017 regelmäßig an den Ski-Weltmeisterschaften teilnimmt und im Slalom mit einem 52. Platz ihr bestes Ergebnis vorweisen kann, den Traum von kontinentaler Teilnahme auch noch im vergleichsweise höheren Alter verwirklicht.
Obwohl sie einen großen Rückstand hinlegen musste, zeigte sie sich in Saalbach zufrieden mit ihrer Leistung.
"Mein Ziel war es, sicher im Ziel anzukommen und das Rennen zu bewältigen. Ich bin sehr zufrieden", so Marti. "Es war nicht so schwierig, wie ich dachte – vielleicht hätte ich auch noch mehr riskieren können. Aber meine Priorität lag auf der sicheren Ankunft."
Dies gelang ihr letztlich – ganz im Gegensatz zu rund 30 weiteren Teilnehmerinnen.